Perle 1 Trennung Attachment Parenting Kongress Frau Piefke schreibt

Perle #1: Wie gelingt eine Trennung bindungsorientiert? nach B. Wegmann

Wie dem getreuen Leser nicht entgangen sein wird, habe ich beim Attachment Parenting Kongress viele eindrucksvolle Vorträge hören dürfen. Durchweg engagiert teilten die Referenten wertvolle neue Erkenntnisse und Informationen, die uns auf unserem bisherigen Weg bestätigten. Seit dem Kongress erreichten mich Nachfragen, wie das denn dort nun so genau war – und darum möchte ich euch in einer kleinen Serie an meinen liebsten Essenzen des Kongresses teilhaben lassen.
Wichtig ist mir an dieser Stelle zu betonen, dass der folgende Beitrag kein Abbild des Vortrags sein soll und kann! Es handelt sich lediglich um meine ganz subjektive Auswahl an interessantesten Punkten (und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit!). Es kann hier also lediglich einen Einblick ins Thema geben. Für alle, die daraufhin neugierig geworden sind und mehr von dem/der Referenten/in erfahren möchten, ich verlinke die jeweilige Webseite!

Inhaltsverzeichnis

Nun lade ich euch ein zu meinen persönlichen Perlen #1 aus:

„Bindungs- und Beziehungsorientierte Trennung – wie kann das funktionieren?“ von Barbara Wegmann

Fachlicher Hintergrund

Barbara Wegmann teilt ihre gesammelten und wertvollen Erfahrungen als Trennungsexpertin, zertifizierter Coach, familylab Seminarleiterin, Kommunikationstrainerin und wingwave Coach.

Perlen des Vortrags

Eine Trennung streckt sich über einen längeren Zeitraum. Barbara Wegmann berichtet uns zum Einstieg, dass eine Trennung im Kopf beginnt – lange vor dem Aussprechen und „offiziellen“ Trennen nach Außen. Sie unterteilt den Ablauf einer Trennung im Folgenden in drei Phasen.

3 Phasen einer Trennung: Trennung.fertig.los

  • Trennung: Man beginnt, darüber nachzudenken, sich zu trennen. Dieser Schritt ist ein Geschenk! Man bekommt die Gelegenheit, sein Außen (als Familiensituation mit all ihren Werten, aufgeteilten Zuständigkeiten zwischen den Partnern, etc) und sein Innen (eigene Bedürfnisse und Vorstellungen) auf Übereinstimmung zu prüfen. Es ist die Einladung, sich die eigenen Bedürfnisse bewusst zu machen und diese dann mit dem Partner anzusprechen. Dann kann man die Chance der Veränderung gemeinsam nutzen.

 

  • fertig: Ihre Erfahrung in der Trennungsbegleitung zeigt, dass es in der akuten Phase der Trennung zwei Wege gibt:
    FERTIG – im Sinne von loslassen „Ich bin fertig mit der Beziehung“ (ein Weg, der nach vorne, auf die Zukunft und einen Neuanfang ausgerichtet ist)
    oder
    FERTIG – im Sinne von „Ich mache meinen Partner fertig“ (dieser Weg führt zurück, festhaltend an der Beziehung).
    Meine persönlichen Gedanken dazu möchte ich hier anbringen: Es sollte keine Wertung bei den beiden aufgezeigten Wegen geben. Ich denke, dass Trennende nicht unbedingt eine „Wahl“ haben, welchen Weg sie gehen! Verletzte Gefühle, Trauer, Wut, Verlust – all das muss und darf verarbeitet werden. Je nachdem, an welchem Punkt der Verarbeitung der oder die Betroffene gerade steckt, hat dies Einfluss auf das eigene Verhalten. Ein weiterer Einflussfaktor ist dabei, ob man sich „aktiv trennt“ oder „getrennt wurde“.

 

  • los: Wie trenne ich mich? Barbara Wegmann beschreibt in ihrem Vortrag vier Erfolgsfaktoren für eine gelingende Trennung, frei nach Jesper Juul:
    1. Ziel
    Welches Ziel hast Du? Triff eine Entscheidung, was Dir gerade am wichtigsten ist. Möchtest Du beispielsweise in Deinem tiefsten Innern die Beziehung fortführen? Oder möchtest Du als Dringendstes für die Trennung die Wohnsituation oder den Umgang der Kinder regeln?
    Wenn das Ziel klar ist, fällt es leichter, Prioritäten zu setzen, um es zu erreichen.
    2. Ich
    Du bist der wichtigste Mensch in Deinem Leben! Wenn es Dir nicht gut geht, kannst Du auch keinem anderen etwas geben.
    Wenn Du Kinder hast, sorge dafür, dass es Dir besser geht! Das gibt den Kindern Hoffnung, denn sie wollen, dass es ihren Eltern gut geht. Wenn Eltern langfristig nicht gut für sich sorgen, kann es passieren, dass die Kinder sich sonst für das Wohlergehen der Eltern verantwortlich fühlen.
    Das soll nicht bedeuten, dass man Kindern Gefühle der Trauer oder der Wut nicht zeigen dürfte. Im Gegenteil – authentisch sein und (evtl. gemeinsam) Emotionen zu durchleben ist für die Kinder in der Stresssituation einer Trennung ein wichtiges Signal. Es ist vielmehr die Botschaft: Höre auf Dein Herz – was fühlt sich gut an, was nicht? Lasse auch „schlechte“ Gefühle zu, dann hast Du die Chance, ernsthaft etwas zu verändern und somit für Dich zu verbessern.
    3. Die Anderen
    Stellen wir uns den Idealfall vor, so kooperieren in einer Beziehung  beide Partner. Die Bedürfnisse von beiden sind gleichwertig. Sie sind gleich viel wert, beide Partner bewegen sich aufeinander zu und gehen Kompromisse ein, damit es beiden gut geht. Schwierig wird es, wenn ein andauerndes Ungleichgewicht zwischen den Bedürfnissen entsteht und etwa stets die Wünsche und Vorstellungen von nur einem der Partner umgesetzt werden.
    Eine hilfreiche Frage kann dann sein: Was brauche ich, um glücklich zu sein? Erst einmal die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen, diese dann gegenüber dem Partner formulieren, damit Kompromisse gefunden werden können und es beiden gut gehen kann – das sind hilfreiche Schritte, um die Beziehung zu verbessern.
    Ein gutes Training – eigentlich für alle soziale Beziehungen im Leben – sind die »Ich wünsche mir…« – Formulierungen (leichter fallen uns ja oft Sätze mit »jemand müsste mal…« oder »Nie kann ich…/nie machst Du…«).
    4. Sicherheit
    Die existenzielle Angst – wie um die Kinder und Geld – führt oftmals zum »Rosenkrieg« Hier können frühzeitige Absprachen helfen. In „Guten Zeiten“, also wenn beide Partner gut miteinander sprechen können, wäre es ratsam, finanzielle Fragen und Regeln für den Umgang zu klären.
04 wegmann trennung attachment parenting kongress frau piefke schreibt
„Barbara! Der Senf ist alle!“ Feststellung oder Bitte?! Mit dieser kleinen, großen Aussage ließ Barbara Wegmann uns an ihrer eigenen Beziehungsgeschichte teilhaben.

Barbara Wegmanns persönlicher Tipp für eine gelingende Trennung: Ihre Erfahrung zeigt, dass innerhalb von 8 Wochen nach der Trennung die beste Zeit ist, alle rechtlichen Belange (wie Sorge- und Umgangsrecht, Unterhalt, Wohnsituation, Hausrat, etc.) zu regeln. Denn in dieser Zeitspanne besteht meist noch eine gewisse Verbundenheit zwischen den ehemaligen Partnern und somit ein höheres Interesse zum einvernehmlichen Regeln.

Finanzielle und den Umgang betreffende Fragen möglichst frühzeitig zu klären ist äußerst hilfreich für einen Trennungsprozess auf Augenhöhe. Frau Wegmann hat ein Coaching-Programm entwickelt, das durch die rechtlichen Schritte einer Trennung begleitet.

Als Fazit gab sie uns ein schönes Schlusswort mit: Eine glückliche, lange Partnerschaft beruht auf Freiwilligkeit! Beide Partner bleiben also beieinander, weil sie es für sich selbst so entscheiden. Nicht, weil finanzielle Abhängigkeiten oder Unsicherheiten bezüglich der Zukunft (z.B. sehe ich die Kinder nach einer Trennung noch??) sie »halten« bzw. lediglich von einer Trennung abhalten.

Vielen Dank, Barbara, dass wir teilhaben durften an Deinen wertvollen Erfahrungen!

Wer mehr zum bindungsorientierten Trennen erfahren möchte, schaut einfach auf der (oben verlinkten) Homepage von Barbara Wegmann vorbei!

Ich freue mich auf euer Feedback! Wie haben euch meine Perlen #1 gefallen? Habt ihr eine Idee vom Thema bekommen? Wenn ihr mögt, schaut gerne zu den Perlen #2 wieder hier vorbei – dann erzähle ich meine persönlichen Highlights von „1001 Kindernacht“ und der ganzheitlichen Schlafberatung von Sibylle Lüpold  vom Attachment Parenting Kongress 2016.

Ich freue mich von euch zu hören

    eure Katja

Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments