Familienratgeber Urlaub mit behindertem Kind Titel Frau Piefke schreibt

Was ist wichtig für einen erholsamen Urlaub mit behindertem Kind?

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Die Tage werden sonniger und wärmer – die meisten zumindest. Die Zeit der Abenteuer und des Reisens beginnt! Da dies leider noch längst nicht überall barrierefrei möglich ist, stellt der Urlaub mit einem behinderten Kind viele Familien vor besondere Herausforderungen!
In diesem Blogpost erwarten euch einige hilfreiche Ideen zur Planung einer barrierefreien Reise, nützliche Fragen, die ihr im Vorfeld an euren Reiseveranstalter bzw. Ansprechpartner in der gewünschten Unterkunft stellen könnt und – mit Hilfe des Familienratgebers – die bequeme Möglichkeit, den für euch individuell geeigneten Ort zum Reisen und Erholen schon heute zu finden.

Inhaltsverzeichnis

Herausforderungen für Familien beim Urlaub mit behindertem Kind

Die Sommerferien haben für einige Kinder schon begonnen und für die meisten Familien steht der heiß ersehnte Urlaub vor der Tür! Einige planen ihn schon seit einem guten Jahr, andere entschließen sich ganz spontan zu verreisen. Die Einen freuen sich auf Sonne, Strand und das Meer, für manche dürfen Wanderrucksack und Bergkarte nicht fehlen und die dritte Familie entzückt der Urlaub auf dem geliebten Reiterhof. Die Art, unseren Urlaub zu verbringen, ist so individuell, wie auch sonst jeder von uns verschieden ist! Ganz nach den eigenen Interessen und Bedürfnissen aller Familienmitglieder planen wir die Reisezeit – denn das Wichtigste ist doch dies: Dass wir gemeinsam Zeit verbringen können – so ganz ohne Zeitdruck, Termine & Alltag.

Das ist der Punkt, an dem es für manche Familien schwierig wird. Ja, teilweise ist es sogar eine Herausforderung, sich außerhalb der eigenen vier Wände aufzuhalten. Von gemeinsamer Erholung ist da noch gar nicht die Rede. Nämlich dann, wenn eines der Familienmitglieder eine Behinderung hat. Ich teile hier Gedanken und Anregungen mit euch, die sich überwiegend auf die Bedürfnisse von Familien mit einem körperlich beeinträchtigten Kind beziehen, das vielleicht auf einen Rollstuhl oder eine Gehhilfe angewiesen ist. Mir ist natürlich bewusst, dass körperliche Einschränkungen nicht die einzige Form der Behinderung sind. Es ist allerdings ein Teilaspekt, der auf einer Reise Familien vor große Aufgaben stellt und mitbedacht werden will. Ist dies geschehen und sind gleichzeitig ein paar gute Bedingungen durch das Umfeld erfüllt, trägt das hoffentlich zu dem bei, was das eigentliche Ziel der Reise ist: raus aus dem Alltag zu kommen und sich dabei gemeinsam zu erholen!

Meer Urlaub mit behindertem Kind Familienratgeber Frau Piefke schreibt
Wohin wollen wir? Ans Meer?

Wo geht es hin? – Auswahl des richtigen Ferienortes

Um den Bedürfnissen aller Familienmitglieder gerecht zu werden, lohnt es sich, das Reiseziel im Vorwege mit Bedacht auszuwählen. Dazu kann ich euch die Themenseite des Familienratgebers »Urlaub mit Behinderung« ans Herz legen. Hier bekommt ihr neben vielseitigen Tipps rund ums barrierefreie Reisen und auch einige hilfreiche Angebote zum Reisen mit Behinderung empfohlen. Wie die Seite des Familienratgebers aufgebaut ist und wie man Ratgeber-/Such- und Adressfunktionen am besten nutzen kann, habe ich hier übrigens etwas ausführlicher beschrieben.

Wenn ich etwas plane und ich schon ein Informationsangebot vorliegen habe, hilft es mir immer, mir durch Fragen, die ich an mich selbst richte, klar zu werden, was ich eigentlich will, wo das Ziel meiner Recherche liegt. Um den für euch geeigneten Urlaubsort zu finden, könnt ihr euch vielleicht von den folgenden Fragen beim Durchstöbern der Themenseite inspirieren lassen:

Den geeigneten Urlaubsort finden:

• In welches Land soll es gehen? Ist das Reisen mit dem Auto oder lieber mit der Bahn oder dem Flugzeug für uns am schönsten und einfachsten?
• Welche Region wollen wir erkunden? Wollen wir an den Strand, in die Berge, auf den Bauernhof, auf die einsame Alm oder lieber einen City-Trip?
• Ist die Umgebung am Wunschort weitgehend barrierefrei? Welche Wege sind rollstuhlgerecht? Sind barrierefreie öffentliche Toiletten vorhanden?
• Gibt es vor Ort Freizeitangebote, die inklusiv gestaltet sind? Sind sie also auch für moblitätseingeschränkte Familienmitgliede geeignet?
• Welche motorischen Möglichkeiten können auch für das eingeschränkte Kind geschaffen werden? Gibt es z.B. eine Therme oder ein Kurbad?
• Gibt es Spielplätze in der Nähe, die für alle erreichbar sind?
• Welche Ausflugsziele für Kinder gibt es in der Nähe? Sind die auch mit Rollstuhl/Gehhilfe zugänglich?

Wenn dann ein attraktiver Urlaubsort gefunden ist, bleibt nur noch die Frage zu klären: Wo wollen wir wohnen? Im Hotel? In einer schnuckeligen Ferienwohnung oder gleich ein ganzes Ferienhaus? Oder sind wir lieber mobil unterwegs und passt für uns ein Campingplatz am besten?

Schloss Urlaub mit behindertem Kind Familienratgeber Frau Piefke schreibt
Wo wollen wir wohnen? In einem verwunschenen Schlösschen?

Behindertengerechte Unterkunft – Was ist zu beachten?

Selbst, wenn Anbieter von barrierefreien Unterkünften ihr Angebot mittlerweile vergrößert haben, sind sie immer noch ein knappes Gut und die Nachfrage höher als das Angebot. Es empfiehlt sich also, rechtzeitig zu planen. Ich habe ein paar Ideen zusammengetragen, die die Wahl des Urlaubsdomizils erleichtern können.

Ferienhaus Urlaub mit behindertem Kind Familienratgeber Frau Piefke schreibt
… oder lieber im schnuckeligen Ferienhaus?

Worauf achten bei der Auswahl der Unterkunft?

• Liegt die Unterkunft ebenerdig oder ist ein Aufzug vorhanden?
• Gibt es eine barrierefreie Eingangstür? (ohne Stufen erreichbar?)
• Sind alle (Innen-) Türen barrierefrei? (Türbreite 90cm und damit breit genug für Rollstuhl oder Rollator?)
• Ist das Badezimmer mit ebenerdiger Dusche oder Einstiegshilfen ausgestattet?
• Sind WC und Waschtisch ohne Hilfe erreichbar?
• Ist neben dem Bett ausreichend Platz zum Ein- und Aussteigen?
• Bei einer Ferienwohnung: Ist die Küche barrierefrei? (Sind Kühlschrank, Arbeitsfläche, Herd, etc erreichbar?) Ob dieser Punkt relevant ist, ist natürlich abhängig davon, ob die eingeschränkte Person auch Essen zubereitet.

Hier noch ein Tipp: Einige Informationen werden aus der Beschreibung der Unterkunft deutlich werden. Eventuell ist der Grundriss einsehbar, daraus lässt sich gut erkennen, ob ausreichend Platz (z.B. Schlafzimmer, Badezimmer) für einen Rollstuhl vorhanden ist. Bei Unklarheiten empfehle ich, lieber einmal im Vorwege direkt bei der Vermietung nachfragen! Insbesondere, wenn das Reiseziel mit »rollstuhlgeeignet« beschrieben ist – diese Unterkunft trifft dann höchstwahrscheinlich nicht die gesetzlich festgelegten Standards, wie es bei »rollstuhlgerecht« der Fall ist.

Tipps für einen entspannten Urlaub – auch mit Rollstuhl

Sind dann ein super schöner Urlaubsort und die passende Unterkunft gefunden, kann die Reise schon fast starten! Doch bevor es losgeht, möchte ich noch ein paar Tipps weitergeben, die ich selber in der Begleitung von Kindern mit Behinderung als hilfreich erlebt habe.

Ein paar liebe LeserInnen haben mir von ihren eigenen Erfahrungen von Reisen mit Handicap erzählt. Diese Checkliste, damit der Urlaub mit Behinderung entspannt starten kann, möchte ich euch nach diesem Austausch mit euch teilen.

Vielleicht sucht ihr auch noch nach einer Reiserücktrittsversicherung, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein? Darauf solltet ihr achten, um auch mit Handicap den richtigen Versicherungsschutz zu bekommen!

Nachteilsausgleiche bei Schwerbehinderung

Wer eine Schwerbehinderung anerkannt bekommen hat, dem können so genannte Nachteilsausgleiche zu Gute kommen. Diese sollen Nachteile oder zusätzliche Kosten, die durch die Einschränkungen entstehen, zumindest etwas ausgleichen. Das kann beispielsweise durch die kostenlose Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, vergünstigte Eintritte bei Freizeitangeboten oder die kostenlose Mitnahme von einer Begleitperson sein.
Die jeweiligen Merkzeichen im Schwerbehindertenausweis zeigen an, welcher Ausgleich genutzt werden kann. Eine sehr gute Übersicht über die einzelnen Vergünstigungen findet ihr bei der Nachteilsausgleichs-Suche.

Anreise mit Handicap

Ausführliche Tipps für Reisende mit Einschränkungen hat der Familienratgeber zusammengetragen. Wer eine Flugreise plant, findet hier Empfehlungen zu Hilfen und Vergünstigungen. Wer mit der Bahn verreisen möchte, findet hier Hilfreiches von vergünstigten Bahncards, Möglichkeiten für begleitende Personen oder Begleithunde bis hin zu Einstiegshilfen an Bahnhöfen. Falls ihr euch entscheidet, mit Flugzeug oder Bahn anzureisen und ihr habt einen Rollstuhl im Gepäck, würde ich diesen im Vorfeld anmelden. Bei Flügen ist das besonders wichtig, denn jede Fluggesellschaft hat ihre eigenen Detailregeln und verlangt für medizinisch notwendiges Sondergepäck teilweise wochenlange Voaranmeldungen. Leider heißt eine Anmeldung noch nicht, dass dann ein entsprechender Platz für euch reserviert sein wird – aber die Chancen dafür erhöhen sich!

Wheelmap – eine Karte bringt Übersicht

Die Wheelmap möchte ich euch unbedingt noch empfehlen. Diese weltweite Karte zeigt, welche Orte erreichbar sind für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Dabei wir unterschieden zwischen »voll rollstuhlgerecht«, »teilweise« und »nicht rollstuhlgerecht«. Gerade in den Städten sind bereits viele öffentliche Einrichtungen wie U-/S-Bahn Haltestellen oder Behörden aufgenommen. Aber auch wenn man am Urlaubsort einen Restaurantbesuch plant, lohnt sich vorher ein Blick auf die Karte.

Sonderurlaub bei Schwerbehinderung

Wer eine anerkannte Schwerbehinderung hat, dem steht ein Zusatzurlaub von 5 Tagen pro Kalenderjahr zu. Die rechtliche Grundlage dazu findet sich im § 125 Abs. 1 SGB IX. Das kann für erwachsene Kinder und auch für die Urlaubsplanung durchaus interessant sein!

Bächleboot Urlaub mit behindertem Kind Familienratgeber Frau Piefke schreibt

Ich wünsche allen Urlaubern eine möglichst stressfreie Reiseplanung und eine wirklich erholsame und schöne Zeit. Denn eine Beobachtung habe ich im Laufe der Zeit schon so häufig gemacht: Auch (oder gerade!) die Angehörigen brauchen Erholung! Darum gestaltet die Urlaubszeit so, dass die Bedürfnisse aller nicht zu kurz kommen, denn insbesondere die pflegenden Angehörigen, die allzeit da und zur Stelle sind, sollen und dürfen Kraft tanken. Dann können hoffentlich alle Familienmitglieder die gemeinsame Auszeit vom Alltag genießen!

Welche Erfahrungen habt ihr beim Urlaub mit Behinderung gemacht? Welchen guten Tipp zum barrierefreien Reisen könnt ihr weitergeben?

    Eure Katja

 

p.s. Mittlerweile haben mir mehrere Leserinnen von ihren Urlaubserfahrungen mit Behinderung berichtet – herzlichen Dank für eure Offenheit!

Ihre Reisetipps und -empfehlungen möchte ich hier gerne für euch verlinken:

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