Kirche Taufe

Warum wir unser Kind (doch) taufen lassen

Die Taufe ist eine Tradition in unserem christlich-abendländisch geprägten Kulturkreis. Aber wie relevant ist das noch in der heutigen Zeit? Ist das nicht schon längst überholt? Wie wichtig ist die Taufe für ein Kind? Und dürfen Eltern überhaupt eine Religion für ihr Kind aussuchen? Oder sollte es nicht irgendwann, wenn es mündig ist, selbst entscheiden und sich zu einem – oder auch keinem – Glauben bekennen?

Gerade planen wir die Taufe für unser zweites Kind. Auch unsere große Tochter haben wir taufen lassen. Zeit also, die Gedanken, die wir uns dazu gemacht haben, zu resümieren.

Steht es Eltern zu, eine Religion für ihr Kind auszusuchen?

Diese Frage haben wir bereits vor der Taufe unserer Motte diskutiert, sowohl wir Eltern, als auch mit dem Pastor im Taufgespräch. Uns fällt diese Entscheidung nicht leicht. Wir bemühen uns, bewusst zu handeln. Wir veranstalten nichts mit unseren Kindern, was „man halt so macht“. Hinterfragen gehört bei uns zum Erziehungskonzept. Wir diskutieren gerne und entschließen uns dann ganz bewusst – und können dann hinter unserem Entschluss stehen; so auch bei der Taufe.
Wir fragten uns, ob wir überhaupt befugt sind, den Glauben für unser Kind auszuwählen. Es gibt auf der Welt – zum Glück – solch eine Vielzahl an Glaubensrichtungen. Wie können wir sicher sein, dass der christlich-evangelische Ansatz unseren Töchtern zusagen wird? Vielleicht fühlen sie sich später eher vom tibetischen Buddhismus, dem Hinduismus, dem Islam, dem fliegenden Spaghettimonster oder einer der zahlreichen anderen Weltreligionen angesprochen? Oder von dem mythologiebefreiten, naturwissenschaftlich-philosophischen Weltbild, das insbesondere Herr Piefke in unserer kleinen Familie vertritt, wenn er nicht gerade in einer seiner romantischen Phasen ist.

Wir wissen es nicht! Und das Gute ist: Das müssen wir auch nicht.
Wir sind für uns zu dem Schluss gekommen, dass wir unsere Kinder dabei unterstützen, mündige und (das eigene Innere) reflektierende Wesen zu werden, sodass sie selbst zu gegebener Zeit herausfinden werden, was ihnen gut tut. In möglichst allen Bereichen ihres Lebens – auch spirituell gedacht. Und glauben, das tut man selber, es ist etwas sehr Persönliches und Individuelles. Wir suchen also nichts aus, wir bieten nur das an, was wir kennen und können.

Warum also christliche Taufe?

Fürs Bekennen braucht es unserer Erfahrung nach ein Annähern und Kennenlernen. Ich muss erst einmal Kontakt zu etwas haben, um mir ein Urteil bilden zu können.
Damit sich Kinder irgendwann entscheiden können, ob der Glaube in ihrem Leben eine Rolle spielt und welche das sein soll, bringen wir ihnen den unseren aus unserer Erfahrungswelt näher. Religionspädagogik plus Reflexion und Blick über den Tellerrand ist dabei unser Leitgedanke.

Taufe als Willkommensfest

Ausschlaggebend für uns als Eltern ist schließlich unser Verständnis von Taufe. Wir sehen sie als (öffentliches) »Willkommen« des Kindes. Im Gottesdienst heißt die Gemeinde, die Öffentlichkeit, den Täufling in ihrer Mitte herzlich willkommen, bei der anschließenden Tauffeier begrüßen die engsten/wichtigsten/nahestehenden Familienmitglieder und Freunde den (neuen) Erdenbürger. Wir Erwachsenen signalisieren dem Kind: Hallo, schön, dass Du da bist, das feiern wir, darüber freuen wir uns, bei uns bist Du willkommen und gut aufgehoben! Hier kannst Du groß werden, dich entfalten, wachsen. Wir schaffen Dir dafür einen guten Platz. Wir geben Dir dabei Werte mit auf den Weg, die unsere Gesellschaft geprägt haben und erklären Dir modellhaft, wie sie funktioniert.

Eine eigene Bekundung zum Glauben kann das Kind dann mit der Konfirmation tun – wenn es möchte.

Von der Taufe unserer Motte gibt es ein großes Fotoalbum, in dem auch die Einladung und die Liedtexte der Taufe vorhanden sind. Sie sind ein wichtiger Anker für unsere Große. Natürlich kann sie sich nicht mehr an den Tauftag erinnern, dazu war sie noch viel zu klein. Aber sie genießt es, die Bilder zu betrachten, kennt alle Leute, die darauf zu sehen sind, erfreut sich am Anblick des Taufengels und weiß, dass sie einen geschätzten und geachteten Platz in der Gesellschaft hat. Deswegen ist ihr ganz persönlich ihre Taufe sehr präsent und wichtig. Und dieses Gefühl wollen wir unserer kleinen Tochter auch vermitteln.

Wie handhabt ihr es? Lasst ihr euer Kind taufen? Und was sind eure Beweggründe?

    eure Katja und Christoph

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[…] ich schon berichtet habe, entschlossen Herr Piefke und ich uns nach reiflicher Überlegung, unsere kleine Tochter taufen zu […]

[…] wir uns bewusst entschlossen hatten, auch unsere zweite Tochter taufen zu lassen, konnten wir die Dekoration für die Tauffeier planen. Wir haben beide ein Faible fürs […]